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Sehenswertes in Straßburg / Strasbourg

 

 

 

 

DIE KATHOLISCHE JUNG SANKT PETERSKIRCHE

Die neue Jung Sankt Peterskirche wurde an der Grenze zwischen der Altstadt und dem nach 1872 errichteten neuen Stadtviertel erbaut.

Damals zogen sich die alten Stadtbefestigungen an der Finkmattstrasse, dann am Stadtgrabencanal entlang in Richtung Osten. Der Grund für diesen zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Neubau liegt in der Bevölkerungsexplosion, die Strassburg im Laufe des 19. Jahrhunderts und vornehmlich nach 1870 erfährt.

Bis dahin teilten sich Katholiken und Protestanten die alte Jung Sankt Peterskirche, in der Blauwolkengasse, wobei den Protestanten das Kirchenschiff den Katholiken das Chor zugewiesen war.

Dem Bau liegt der Entwurf der Architekten Hartel und Neckelmann zugrunde, denen schon das benachbarte Gerichtsgebäude sowie die National- und Universitätsbibliothek, gleichfalls das heutige TNS (Strassburger Nationaltheater)- damals neues Landesausschussgebäude an der Place de la Republique (damals Kaiserplatz) zu verdanken sind.

Sie verwenden den roten Vogesensandstein als Außenverkeidung und greifen für die architektonische Gestaltung der neuen Kirche auf die spätromanische Baukunst zurück. Doch die Wahl des Grundrisses und einer mächtigen Kuppel gemahnen vielmehr an Renaissancebauten.

Diese Stilverschmelzung führt zu einem überraschenden Ergebnis: Grundriss und Kuppel lehnen an das 16., und Ornamentik an das 12. Jh. an.

Solche eklektische Stilverquickung kommt bei den Architekten des ausgehenden 19. Jahrhunderts nicht selten vor. Die 1889 begonnenen Arbeiten wurden 1894 vollendet.

Der äußere bildnerische Schmuck fällt recht karg aus: an den Strebebögen des Langhauses die Symbolfiguren der vier Evangelisten; am Hauptportal Tympanonreliefs mit dem dem Evangelium entnommenen Satz: "Ich bin gekommen, dass ich ein Feuer anzünde auf Erden."

Das Kircheninnere entspricht wie das Äußere dem Wunsch, die Massenverteilung zur Geltung zu bringen. Das kurze Langschiff, mit drei mit monolithischen Säulen aus schwarzem Marmor markierten Gewölbejochen, mündet in den Kuppelraum. Somit reduzieren sich die Seitenschiffe auf bloße Zirkulationsgänge.

Der vollkommen freie Zentralraum wird durch drei Chöre verlängert: in der Achse der Kirche, das erhöhte Hauptchor, von einer Doppelreihe rötlichbrauner Marmorsäulen umstellt, und mit einem Chorumgang, der sich auf apsiden artige Kapellchen öffnet; links und recht der Kuppel, die Kreuzarme, deren monumentale Altäre je in der mittleren der im unteren Teil eingerichteten Nischen eingebaut sind.

Das Chor, dessen heutiges Mobiliar den neuen liturgischen Gegebenheiten entspricht, beherrschen Mosaiken, die nach Zeichnungen des aus Barr gebürtigen aber in München tätigen Malers Martin Feuerstein angefertigt wurden.

Die Felder stellen die Anbetung der Drei Könige dar, Christus, der die Kranken heilt, die Kreuzigung, die Auferstehung, Christi Himmelfahrt. Weitere Felder sollten noch die Seitenapsiden schmücken, wurden aber nie ausgeführt.

Auch an der durch Gestaltung wie Ornamentik außergewöhnlichen Kanzel liest sich die Bemühung um Ausschmückung ab. Sie ist ein Werk des Colmarer Bildhauers Theophile Klem, besteht aus einer auf Stützpfeilern ruhenden Brüstung, die selber auf Sockeln in Form von sitzenden Löwen stehen.

Der Engel am Ansatz des Treppengeländers, die Löwen, Kapitelle, Menschenköpfe, aber auch das schmiedeeiserne Gitter und die vom Kölner P. Beyer hergestellten Mosaiken im byzantinischen Stil auf den Brüstungsfeldern legen ein äußerst schönes Zeugnis ab für die Geschicklichkeit der Künstler des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

 

Das gleiche Streben nach Vollkommenheit dokumentiert die Statue der Mystischen Rose, rechts des Chores, eine Schenkung des Domherrn Müller-Simonis, der sein Vermögen in den Dienst der katholischen Presse und der Sozialwerke im Elsass stellte.

Geschaffen hat sie Henri Waden, einer der besten Bildhauer seiner Zeit, ein Colmarer wie Th. Klem, der aber in München sesshaft war. Sie verweist auf die Litanei der Heiligen Jungfrau, in der diese Bezeichnung Mariä zu finden ist. Das Bildwerk zeichnet sich durch Formenbehandlung und Faltengebung aus; das schön Glatte des weißen carrarischen Marmors verleiht der demütig Knienden, in seliger Hingabe Versunkenen eine ganz besondere Sanftheit.

Der Skulpturenschmuck in den Seitenapsiden ist ebenfalls Th. Klem zu verdanken: rechts, um das Josefsaltar, reihen sich im Halbkreis heilige Männer auf (Aloysius, Florentius, Stephanus, Kaiser Henricus); und ihnen voran, sie alle überragend, der zum Schutzheiligen der Kirche erkorene erste Apostel, Petrus.

Links, um das Marienaltar, heilige Frauen (Cäcilia, Magdalena, Helena, Odilia), zu denen, nach der Rückkehr zu Frankreich, symmetrisch zu der Statue des Heiligen Petrus, die Statue der Johanna von Arc hinzukam, wahrscheinlich nach ihrer Heiligsprechung im Jahre 1920.

Mögen die farblosen gipsernen Statuen einen Eindruck der Starre erwecken, sie zeugen doch von der Stärke der Volksfrömmigkeit, die auf der Verehrung der Heiligen gründet, namentlich der des "Ländeis", dieser elsässischen Heimat, für die sich der damalige Diözesanklerus so eifrig in die Bresche warf.

In den Eckkapellen, die an den Vierungen den Chorumgang flankieren, stehen zwei Altäre, deren Aufsätze eine bildliche Verzierung aus Stein, Mosaiken und getriebenem Metall aufweisen. Die groß dimensionierten Gemälde über den Altaraufsätzen zeigen links Christus am Kreuz (nach Proudhon) und rechts Franz von Assisi, dem die Wundmale übertragen werden.

Auch da wurde die Beziehung zwischen dem liturgischen Mobiliar und der Kirchenarchitektur bedacht: der Stil dieser Altäre steht in innerem Einklang mit dem der Altäre der Kreuzarme.

Der mächtige Kronleuchter, der die Mitte der Kirche schmückt, ist ein repräsentatives Muster der Straßburger Goldschmiedekunst am Ende des 19. Jahrhunderts.

Er stammt von Eugene Braun, dem Schwiegersohn und Nachfolger von Auguste Laroche (dessen Produktion von Kelchen, Ziborien, Monstranzen nach 1840 das Elsass geradezu überschwemmte); er versinnbildlicht das himmlische Jerusalem, die Stadt mit den zwölf Türmen und Torhütern. Er ist ein wichtiger Bestandteil der kirchlichen Ornamentik, der nach dem Brand der Kuppel im Jahre 1970 restauriert und 1992 wieder an seinem Platz angebracht wurde.

Wird auch die neue Kirche zwischen 1894 und 1911 neu ausgestattet, so schmücken sie doch auch Gemälde, die aus der von der katholischen Gemeinde 1894 aufgegebenen Jung Peterskirche stammen. Diese Gemälde auf Leinwand, vier an der Zahl, sind aus verschiedenen Epochen: Zwei aus dem 18. Jahrhundert, von Jean Tanisch, einem Mitglied eines Straßburger Malergeschlechtes (Christus, der dem Heiligen Petrus das Abendmahl reicht, 1764; Die Übergabe der Schlüssel an Petrus, 1765). Zwei mit der Signatur Michel Oster und dem Datum 1843 : Die Befreiung Petri, Die Weihe der Kirche durch Papst Leo IX. (Sie haben auf der Hinterwand der Seitenschiffe Platz gefunden).

Zwei weitere Gemälde, aus unbekannter Herkunft, hängen über den Türen der Sakristeien im Chorumgang: Der Schmerzensmann, zwischen zwei Engeln, (von Francesco Albani, genannt der Albane, einem 1660 vestorbenen italienischen Maler) und Mariä Himmelfahrt, nach Murillo (eine Schenkung der Familie Bianco im Jahre 1904).

Zu erwähnen ist noch die Orgel, die bei der Liturgie so wesentlich mitwirkt. Das ursprüngliche, 1894 von Koulen gebaute Instrument wurde 1945 von Edmond-Alexandre Roethinger wieder aufgebaut. Die Verteilung des Pfeifenwerks auf zwei getrennte Gehäuse gab den Blick frei auf die Fassadenrose, die die Heilige Cäcilia, die Schutzpatronin der Musiker zeigt.

Die Pfarrgemeinde verfügte da über ein Instrument symphonischer Faktur, das nicht nur der Begleitung der Kirchenlieder dienlich war, sondern sich bestens für die Wiedergabe von äußerst reich gefächerten Musikstücken aller Zeiten eignete.

2003 wurde das Instrument, unter Beibehaltung gewisser Register, vom Orgelbauer Koenig aus Sarre-Union neu gebaut und erhielt einen neuen Prospekt.

Bilder zur Kirche