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St. Georg in Selestat

 

 

 

 

 

St. Fides in Schlettstadt (Selestat):

Hugo von Egisheim, der Neffe des elsässischen Papstes Leo IX, ein wackerer junger Ritter, mit einem Profil, das einem Kaiser wohl anstand, wurde 1089 meuchlings in seinem Bett ermordet.

Er stand den Leuten im Wege, die einen anderen jungen Ritter umgaben, Friederich von Baren, der seit 1079 das Amt des Herzogs von Baden und Elsass bekleidete und später die berühmte Burg Hohenstaufen baute und somit einem großen Geschlecht das Tor der Zukunft öffnete.

Dieses Zwischenspiel im sich hinziehenden Investiturstreit, der die Anhänger des Papstes Gregor VII. und diejenigen des Kaisers Heinrich IV. in unzählige Fehden verwickelte und der 1077 in Canossa seine Beilegung verpasst hatte, lastete schwer auf dem Gewissen der Mutter, Hildegardis von Baren.

Diese im Elsass geborene, fromme Christin beschloss daraufhin, eine Sühnewallfahrt zu unternehmen, und zwar, wie es in jener Zeit üblich war, nach Santiago de Compostela in Spanien.

An allen dorthin mündenden Wegen standen damals mächtige Klöster, die unzählige Pilger aufzunehmen vermochten, auch die vornehmsten.

Sicher ist, dass sie in einem jener florierenden Unterkünfte abstieg und zwar in Conques, unweit von Rodez in Südwest-Frankreich. Hat sie dort gebeichtet oder hat man ihr auch sonst zu verstehen gegeben, dass diese pompöse Reise wohl ein zu geringer Preis für eine Blutschuld wäre?

Wie dem auch sei, sicher ist wieder, dass sie ihren Schlettstader Bodenbesitz 1094 jener Abtei anstandslos vermachte.

Diese ansehnlichen Güter stammten von ihrem Gatten her, dem schwäbischen Ritter, dem sie zugefallen waren, nachdem sie dem Kloster Felix und Regula in Zürich gehört hatten, auf Grund einer Schenkung durch Lothar im Jahre 869.

Die Benediktiner aus Conques kamen hierher und gründeten ihre Zweigstelle, das Priorat zu Sankt Fides. Es verehrte jenes zwölfjährige Mädchen als Heilige, das die römischen Legionen im IV. Jahrhundert bei Agen an der Garonne marterten, weil es seinen Glauben nicht hatte aufgeben wollen.

Es entstand eine erste Kirche, von der heute nur noch die Krypta überlebt, die an das Heilige Grab in Jerusalem erinnern soll.

Eine zweite Kirche wurde von 1152 bis 1190 erbaut, dank der Hilfe von Kaiser Barbarossa, dem Enkel des oben genannten Friederich. Damals kümmerte er sich auch um den nahen Odilienberg, wo er den schützenden Burgenkranz erbauen ließ und die prominenten Äbtissinnen Relindis und Herrad erkor, kurz bevor er zum fatalen Kreuzzug aufbrach.

Bis zum beginnenden XV. Jahrhundert verstanden es die Aquitanischen Mönche, ihr vornehmes Heiligtum zu bewahren. Der letzte Prior, Raimond de la Romiguiere, trat 1424 den Heimweg an.

Das Anwesen fiel dem Straßburger Bistum zu, ehe es 1615 den Jesuiten anvertraut wurde. Die neuen Herren, unternahmen bald eine Umwandlung des romanischen Kleinodes im Sinne der damaligen Barockmode. Deshalb sind heute nur noch zwei Fenster in ihrem ursprünglichen Maß zu sehen, das erste rechts beim Haupteingang und dasjenige über dem linken Seitenportal.

Der 43 m. hohe Turm blieb, Gott sei Dank, von neuzeitlichen Veränderungen verschont. Von 1875 bis 1893 versuchte es dann Staatsbaumeister Winkler, die Kirche in alter Echtheit wiedererstehen zu lassen.

Damals wurden die als Torsos verbliebenen Türme der Westfront fertig gebaut. Zur selben Zeit kam die Krypta wieder zum Vorschein. Somit entdeckte man darin den Kalkmörtel, der sieben Jahrhunderte lang die Körperform und die Gesichtszüge einer Frau verheimlichte aber auch bewahrte: unsere schöne Unbekannte!

Wer war die hier so geheimnisvoll bestattete Dame, Hildegardis, die Stamm-Mutter, oder Adelheid, ihre Tochter?

Dennoch spricht eine doppelte Vermutung für die zweite Lösung. Das Gesicht ist wohl zu jung für eine Frau, die acht Kinder gebar. Außerdem zeugen die Geheimnistuerei und der Kalkmörtel als solcher für eine gefürchtete Krankheit.

Wie dem auch sei, der erste Abguss ist in der Humanisten Bibliothek und der zweite eben in der Krypta zu sehen. Nach dieser geschichtlichen Einleitung können wir uns der Besichtigung widmen.

Allegorische Bildhauerei, wie sie in der Romanik üblich ist, ziert das äußere Mauerwerk, wovon mancher Stein sichtlich von einem älteren Bau übernommen wurde.

Die Säulen des Haupteingangs im Western werden von zwei Löwen getragen: das Wappen der Hohenstaufen, hier als Sinnbild für ein solides Fundament. Die Fenster sind aus dem XIX. Jahrhundert und gehören also noch nicht zur Archäologie, obwohl die heiligen Benedikt und Leo IX., Scolastika, Odilia, Hildegardis, Fides und Helena schon richtig am Platze sind.

Die barocke Kanzel ist das einzige Überbleibsel aus der Jesuitenzeit. Sie stammt aus dem Jahre 1733. Sie stellt das Leben des heiligen Franz-Xaver dar, der 1552 starb, nachdem er sich einen Namen als Glaubensbote in Indien gemacht hatte. Die Schnitzereien werden mit einer gewissen Sicherheit dem Klosterinsassen Ignace de Saint-Lo zugerechnet, dem Enkel eines Offiziers, der 1634 unter dem Banner Ludwigs XIII. hier einmarschierte.

Zum schmunzeln verleiten allerdings die Indianerfedern, die kaum auf die Köpfe der Vorfahren von Mahatma Gandhi gehören!

Das Türlein zur Kanzel zeigt außerdem den seligen Peter Canisius, der den heiligen Ludwig von Gonzaga unterweist, den man im Elsass eher unter dem Namen Aloisius kennt.

Als Träger unter der Kanzel fungieren die Evangelisten: der Engel des Matthäus, der Stier des Lukas, der Löwe des Markus und der Adler des Johannes.

Neben dem steinernen Taufbecken, im nördlichen Seitenschiff, eine auffallende Bildhauerarbeit aus dem XII. Jahrhundert, also aus der Blütezeit der Romanik: vermutlich der Sargdeckel für ein verstorbenes Kind, das später als Engel seine Eltern ins Paradies entführt.

In den vier Winkeln sind wiederum die Attribute der Evangelisten zu erkennen, obschon sie durch die Bilderstürmer der Revolution 1789 arg verstümmelt wurden.

Im Mittelschiff beachten wir unter dem Gewölbe den Modiglioni Fries, der die Entstehungszeit des Gebäudes belegt, ebenso die vier Krallen, die gleichsam jeden Pfeiler an der Basis festhalten, auch ein Merkmal des XII. Jahrhunderts.

Die Orgel, zurzeit außer Betrieb, stammt aus dem Haus Rinckenbach in Ammerschwihr. Dagegen, im rechten Querschiff, steht die kleine Orgel aus der ehemaligen St Quirinus Kapelle, die früher den Dominikanerinnen diente.

Sie wurde im Jahre 2002 von R. DOTT, Orgelbauer aus Selestat, restauriert. Das ehemalige Kloster nebenan ist zur Schule geworden. Das heutige Aussehen stammt aus den Jahren 1753 bis 1758, als es unter der Leitung von Bruder Anderjoch umgebaut wurde.

Über der Kirche wacht ein guter Stern: der Stadtrat wollte sie 1765 abreissen lassen. Doch Kardinal von Rohan, der Strasburger Bischof, verstand es, sie zu retten.