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Sehenswertes in Selestat

 

 

 

 

 

Zentrum des deutschen Humanismus

Die bedeutendste Epoche der Stadtgeschichte liegt weit zurück, in der Zeit des Humanismus.

1441 schloss sich der Leiter der bis dahin ganz und gar konventionellen Lateinschule, der Westfale Ludwig Dringenberg, den humanistischen Strömungen an, die vor allem aus Flandern und aus Italien kamen, und begann, die von kirchlicher Dogmatik überladenen Bildungsinhalte auf eine neue Grundlage zu stellen.

Im Mittelpunkt dieser neuen Pädagogik und des neuen Denkens standen das Studium der griechischen und römischen Antike, die alten Sprachen, die Kunst der Rhetorik und der Poesie.

Aus der universitätsähnlichen Gelehrtenschule, die sich bald einen Ruf als Zentrum des frühhumanistischen Geisteslebens erworben hatte, ging eine Reihe berühmter Männer hervor, darunter der Theologe und Jurist Jakob Wimpelfing (1450-1578), der als Re­tor der Heidelberger Universität wirkte und den Ehrentitel "Praeceptor Germaniae" verliehen bekam.

Zu den bekanntesten Absolventen dieser humanistischen Lateinschule gehören auch die beiden aus der Stadt Selestat gebürtigen Humanisten Martin Bucer (1491 bis 1551), ein Handwerkersohn, und der aus einer Metzgerfamilie stammende Beatus Rhenanus (1485-1547).

Rhenanus vermachte kurz vor seinem Tod 1547 seiner Vaterstadt seine Privatbibliothek, die zu den wichtigsten kulturellen Schätzen des Elsaß zählt.

Die 670 ledergebundenen Bände des großen Sohnes der Stadt bilden den Grundstock der Bibliotheque Dumaniste, einer Sammlung von außergewöhnlichem Wert, die heute im städtischen Museum, der ehemaligen Kornhalle (Rue de la bibliotheque) untergebracht ist.

Kein vergleichbar umfassendes Zeugnis aus einer für das europäische Denken überaus fruchtbaren Zeit ist erhalten.

Die Vitrinen enthalten merowingische und karolingische Handschriften, Kapitularien Karls des Großen, das um 1100 entstandene und mit Miniaturen reich illustrierte Wunderbuch der heiligen Fides (Liber Miracolorum Sanctae Fides), eine Handschrift von Thomas Murner, Martin Waldseemüllers Cosmographia von 1507 - um nur einige Meisterwerke zu nennen.

Faszinierend sind aber nicht allein die Schätze der Buchkunst. Ebenfalls zu den Beständen des Museums gehört der berühmte Christuskopf, eine prächtige Holzschnitzerei aus dem 15. Jahrhundert.

Im Vorraum des Museums ist die Büste einer jüngeren Frau ausgestellt, deren vornehm-ernstes Antlitz eine geheimnisvolle Anziehungskraft besitzt.

Tatsächlich handelt es sich nicht um eine von Künstlerhand geschaffene Plastik, sondern um das authentische Totenbild einer adeligen Dame aus romanischer Zeit, ein Fundstück von wirklich einmaliger Art.

1890 stieß man bei Renovierungsarbeiten in der Krypta der Kirche Sainte­ Foy auf diese Totenmaske. Vermutlich war die junge Frau an der Pest gestorben, und aus Angst vor Ansteckung wurde die Tote in Kalk gegossen.

So blieb das Bild eines Menschen, der vor mehr als 800 Jahren lebte, bis in unsere Zeit erhalten.

Die Identität der Schönen ist nicht restlos geklärt. Historiker vermuten, dass es sich um Adelheid, die Tochter Hildegards von Büren, handelt. Der Originalabdruck ist in der Bibliotheque Humaniste ausgestellt.

Gräfin Hildegard von Büren, die Urgroßmutter Barbarossas, holte 1087, als Sühne für einen Mord, den ihr Sohn Friedrich begangen hatte, die Benediktinermönche aus dem südfranzösischen Conques nach Selestat.

Die Mönche gründeten hier eine Filiale ihres Mutterklosters und ließen eine Kirche errichten, die der heiligen Fides (Sainte Foy) geweiht wurde.

Die dreischiffige Basilika gehört zu den schönsten romanischen Gotteshäusern des Elsass, auch wenn sie während der Jahrhunderte sowohl an der Fassade als auch im Innenraum mehrmals ergänzt und verändert wurde.

Ende des 19. Jahrhunderts versuchte man mit wenig Erfolg, das ursprüngliche Aussehen der Kirche mit stilreinigenden Restaurierungen wiederherzustellen.

Nur wenige Meter von Sainte Foy erhebt sich die zweite berühmte Kirche von Selestat, das Münster St-Georges, das zu den größten gotischen Kirchen im Lande gehört.

Beim Einbau einer Fußbodenheizung wurde unter dem Chor eine Rotunde von 22 Meter Durchmesser entdeckt - vermutlich Überreste der ehemaligen karolingischen Palastkapelle, in der Karl der Große das Weihnachtsfest feierte.

Sehenswert sind die Glasfenster (1430 bis 1460) mit Motiven aus Heiligenlegenden und die skulpturenreiche Renaissance-Kanzel aus Stein, die von einer Samsonfigur gehalten wird.

Nicht weit von beiden Kirchen entfernt, an der Rue de Chevaliers, steht die Tour d'Horloge, das Stadttor (14. und 16. Jahrhundert), an dem eine Kreuzigungsdarstellung zu sehen ist.

Das Fallgitter erinnert an den Zweck des Turms: Er war Teil der um 1300 unter den Staufern gebauten Stadtbefestigung und ist neben dem Hexenturm (östlich von St-Georges) eines der beiden Bauwerke, die von der Stadtmauer erhalten geblieben sind.

Von der Bibliotheque Humaniste erreicht man über die Rue de Serruriers die Rue de Verdun mit dem Renaissancehaus des Stadtbaumeisters Stephan Ziegler (Nr. 18).

Das Zeughaus St-Barbare (Spätgotik) steht an der Place de la Victoire.