Nevers
 
 
 
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Fayencen aus Nevers

 

 

 

 

0er Name Nevers ist, wie Sevres, fast ein Synonym für gutes Porzellan.

Diese Wiege französischer Fayence besteht seit dem 16. Jahrhundert. Während sich Sevres aber auf aristokratische Entwürfe beschränkt hat, bringt Nevers das ganze Geschmacksspektrum Burgunds.

Französische Fayence schildert die gesamte Geschichte des Landes en miniature.

Schmuckflaschen zeigen die frühen Weingenossenschaften, während Heiligenfigürchen an die Religionskriege erinnern.

Stücke aus der Revolutionszeit zeigen den Sturm auf die Bastille, und auf Bildtellern aus dem Jahre 1783 sieht man den Aufstieg des ersten Heißluftballons.

Damals wie heute befanden sich die Töpfereien an den Ufern der Loire, um Grundstoffe und Fertigprodukte leichter transportieren zu können.

Die Arbeitstechniken stammten aus Faenza, dem italienischen Keramikzentrum, das eine ähnliche Tonerde besaß.

Im Jahre 1566 gründete Augustin Conrade zusammen mit Julio Gambin aus Faenza die erste französische farencerie.

Ihr eleganter Stil gab das Vorbild für spätere Handwerker ab. Während die lebhaften Dessins aus Faenza durch die Angst vor der leeren Fläche gekennzeichnet waren, verfiel Nevers eher in das andere Extrem.

Die meisten Stücke haben einen welligen blauen, von der Loire inspirierten Hintergrund.

Das goldene Zeitalter der Fayence dauerte von 1630 bis 1730.

Als China sich dem Westen öffnete, verfielen die französischen Töpfer dem Orientalismus, es entstanden Szenen mit Trauerweiden, Wasserfällen und Lotusblüten.

Die violett überhauchten Entwürfe idealisierten das Hofleben. Aber selbst hier war Nevers noch eklektizistisch und entlieh Kirschblütenmotive aus Japan und das tiefe Blau persischer Seidenarbeiten.

Zum Repertoire gehörten Vasen, Schmuckteller, Gewürzgefäße und Cherubim.

Im 19. Jahrhundert taucht porcelaine anglaise auf, insbesondere Wedgwood.

Napoleon zog wie das einfache Volk weißes Porzellan vor. Erst 1875 kam es zu einer Renaissance der fairence decorative.

Du Bout du Monde, gegründet 1648, ist die älteste der faienceries, sie liegt immer noch am mittelalterlichen Stadttor.

Seit fünf Generationen befindet sich die kleine Fabrik im Besitz der Familie Montagnon. 1875 führte Antoine Montagnon die production artistique wieder ein.

Heute verarbeitet Gerard Montagnon den gleichen roten Ton und weißen Mergel wie seine Vorfahren. Die Herstellung ist traditionsverbunden und arbeitsintensiv.

Nach einjähriger Lagerung in einem feuchten Keller wird der Ton von einem Töpfer geformt und getrocknet.

Dann werden die Produkte bei 5.300 Celsius gefeuert.

Die Glasuren sind ein Betriebsgeheimnis; um das glänzende Kobaltblau beneidet ihn die Konkurrenz.

Dann werden die Stücke bemalt und dekoriert, bevor die Entwürfe in einem zweiten Brand fixiert werden.

Die sanften Farben sind metallischen Ursprungs: Zinn und Blei ergeben Weiß, Eisen Rot, Mangan Violett oder Schwarz, Antimon Gelb und Kupfer Grün.

Jedes Stück ist eine einzigartige Wiedergabe eines Loireschlosses, einer chinesischen Vase oder eines alten Erbstücks.

Gebrauchsgegenstände zeigen unter anderem ein Stadtsiegel, eine Bürgerhochzeit, ein Politikerporträt oder die Erstkommunion eines Kindes.

Heute wie einst ist Fayence ein Spiegel der Zeit.