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Umgebung von Mulhouse

 

 

 

 

Nicht in Mulhouse selbst, aber in der weiteren Umgebung findet man einen "echt" alten Kirchenbau; auf Architektur muss man also nicht gänzlich verzichten.

Die Kirche von Ottmarsheim bildet sogar einen echten Höhepunkt ottonischer Architektur. Sie ist der Pfalzkapelle in Aachen nachgebildet und von außergewöhnlicher Originalität und Klarheit in der Formensprache, die nicht zuletzt daher rührt, daß alle wesentlichen Maße durch drei teilbar sind (am benediktinischen Fuß gemessen).

Man versuche zunächst einmal, ganz ohne kunsthistorische Voreingenommenheit, sich diesem sehr durchdachten, aber auch wieder sehr schlichten achteckigen Raum auszusetzen, und man wird verblüfft feststellen, dass der mittelalterliche Baumeister mit einfachen Mitteln ein Raumerlebnis ermöglichen konnte, das uns die moderne hochtechnologisierte Architektur nur selten verschafft.

Wer nach dem Besuch von Mulhouse und all der städtisch-bürgerlichen Kultur wieder Sehnsucht nach bäuerlicher, ländlicher Atmosphäre verspürt, der braucht zunächst gar nicht weit zu fahren, denn der 1971 gegründete Verein Maisons Paysannes d'Alsace hat in Ungersheim ein neues altes Dorf aus den unterschiedlichsten Fachwerkhäusern des gesamten Elsass errichtet: das Ecomusee.

Im 19. Jahrhundert ging die Tradition des Fachwerkbaus zu Ende, und von da an waren viele unschätzbare Beispiele dieser alten Baukunst dem Verfall preisgegeben.

Hier setzte die Aktivität des Vereins ein. Hunderte Häuser wurden katalogisiert und dort, wo ein Inhaber sich des alten Gebäudes entledigen wollte, griff Maisons Paysannes ein, trug das alte Haus Balken für Balken ab (wobei man übrigens nicht selten im Mauerwerk alte Tonscherben oder Geldstücke fand, die aus rituellen oder magischen Gründen dort eingelassen worden waren) und baute es hier in dem ehemaligen, wegen des Kalibergbaus abgesunkenen Sumpfgelände wieder auf.

Natürlich konnte nicht jedes Haus gerettet werden, man hat sich daher auf charakteristische Beispiele beschränkt und versucht, die Vielfalt der Fachwerkbauten widerzuspiegeln: So stehen auf dem Gelände des Ecomusee Häuser des Sundgaus, der oberelsässischen Ebene, des Weinbaugebietes.

Das Museum wird aber ständig erweitert; immerhin besteht das Elsass aus ungefähr 30 Landstrichen, in denen jeweils eine unterschiedliche Bauweise vorzufinden ist.

So kann man von Anfang April bis Anfang November Handwerker bei der Arbeit beobachten, die die alten Techniken wieder aufleben lassen.

Teil des Museums sind auch eine Guglhupf-Bäckerei und ein Restaurant.

Wer sich näher für Entstehung und Arbeit des Museums, die Technik des Fachwerkbaus und die regional verschiedenen Formen interessiert, sollte sich das ausgezeichnete, ausführliche Handbuch besorgen (an der Kasse erhältlich).

Auf der Rückfahrt nach Mulhouse kann man einen Abstecher nach Ensisheim machen, der früheren Hauptstadt der Landgrafschaft Oberelsass und Sitz des Landvogts, der die Interessen der Habsburger vertrat.

In der Grand Rue steht noch ein Gebäude, in dem sich einst der Sitz der österreichischen Verwaltung im Elsass befand, später der höchste Gerichtshof des Landes, der Conseil Souverain.

Heute nimmt diesen Platz das Rathaus mit einer schönen Halle aus gotischen Arkaden und einer sehenswerten Holzdecke in der Salle du Conseil ein.

1492 fiel ein Meteorit auf die Stadt und erregte weltweites Interesse. Einen Überrest davon hat man in dem kleinen Museum ausgestellt, das in dem Gebäude untergebracht ist.

Gewiss haben Mulhouse und seine Umgebung nicht den Kunstreichtum, die Idyllen und den Erholungswert der anderen elsässischen Gebiete vorzuweisen, aber man sollte nicht vergessen, dass diese vergleichsweise graue Stadt mit dazu beiträgt, die Lebensgrundlage der gesamten Region zu sichern, und das nicht durch den Fremdenverkehr.

Schließlich lernt man in dieser Stadt, dass die Industriewelt einen bedeutenden Teil unserer Kultur ausmacht.

Stoffdruck- und Tapetenmuseum: Mulhouse und seine Museen lassen den Besucher aus seinem Traum vom romantischen Elsass aufschrecken und stoßen ihn nicht gerade zartfühlend in die Gegenwart zurück.

Keines der Museen aber demonstriert so gut, dass der Aufschwung der europäischen Industrie mit dem Kolonialismus verbunden war, wie es das Stoffdruck- und das Tapetenmuseum tun.

Baumwollstoffe in bisher ungekannten Farben erfreuten sich in Europa schon seit dem Ende des 16. Jahrhunderts großer Beliebtheit, als die christlichen Seefahrer nicht nur Gewürze, sondern auch die farbenfrohen, waschechten lndiennes mit nach Hause brachten.

Zu einem regen Handel aber kam es im 17. Jahrhundert, nachdem die Ostindische Handelsgesellschaft gegründet worden war, die schon bald Niederlassungen in den Kolonien hatte und sich nicht mehr mit den originalen Entwürfen zufrieden gab, sondern nach europäischen Mustern produzieren ließ.

Schließlich begann man, die Herstellung der bedruckten Kattune auch in Europa nachzuahmen.

Frankreich stellte eine Ausnahme dar. Da die einheimische Seide und Wolle der Konkurrenz nicht standzuhalten vermochten, erließ Louis XIV. 1686 ein Verbot: "Seine Majestät in Ihrem weisen Ratschluss hat angeordnet, dass alle Fabriken des Königreiches, die weiße Baumwollgewebe bedrucken, ab dem Tage der Bekanntmachung des vorliegenden Erlasses zu existieren aufhören und die Druckformen für dieselben unbrauchbar gemacht und vernichtet werden."

Dieses eindeutige Verbot wurde aber von Beginn an unterlaufen, der Siegeszug des Kattun war nicht aufzuhalten.

1759 musste das Verbot aufgehoben werden.

Schon 13 Jahre zuvor hatten die Herren Dollfus, Koechlin, Schmalzer und Feer eine kleine Kattundruckerei in Mulhouse eröffnet, die Firma Koechlin, Schmalzer & Cie.

Der Erfolg war überwältigend, so dass die Partner sich trennten und eigene Manufakturen gründeten.

1787 waren bereits 19 Kattundruckereien in Betrieb.

Im 19. Jahrhundert erlebte dann das Textildruc­gewerbe in Mulhouse seinen Höhepunkt.

Im Jahre 1856 wurden 48 Millionen Meter bedruckter Stoff hergestellt.

Der französische Markt weitete sich innerhalb des europäischen aus: Jede Frau trug Sommerkleider aus Mulhouse.

Nachdem Lateinamerika, der Orient und der Ferne Osten erobert worden waren, begann man, auch für diese Märkte zu produzieren; man druckte zum Beispiel in Türkischrot für das Osmanische Reich.

Heute gibt es noch sechs Textildruckereien im Elsass, die 40 Prozent der französischen Produktion bewältigen.

Außer den Stoffsammlungen enthält das Museum eine Dokumentationsabteilung sowie eine umfangreiche Bibliothek.

Vor den Toren von Mulhouse, in Rixheim, können Sie das dem Stoffmuseum angeschlossene Tapetenmuseum besuchen.

Tapeten aus Papier waren lange Zeit nur häuslicher Schmuck der einfachen Leute.

Aber zu Beginn des 18. Jahrhunderts war die Tapete so vervollkommnet, dass sie in keinem Pariser Haus mehr fehlte.

Das Verbot, Stoffe zu bedrucken, ließ manchen Indienne- Weber in diesen neuen Produktionszweig überwechseln, und als englisches Samtpapier und das handbemalte chinesische Papier auf den Markt kamen, fehlte in keinem Haus der Oberschicht ein Tapetenbehang.

Mit Jean Baptiste Reveillon wurde die Tapetenherstellung industrialisiert.

Reveillon ließ die Arbeiter die einzelnen Papiere zusammenkleben, bevor sie eingefärbt wurden.

1790 gründete der Indienne-Weber J.J. Dollfus einen Tapetendruckbetrieb in Mulhouse. Jean Zuber, 1802 Hauptaktionär der Werkstätte, gab dem Unternehmen seinen Namen, der bis heute eng mit dem Haus verknüpft ist.

Neben dem Museumsgebäude können Sie sich in einem Verkaufs- und Ausstellungsraum die grandiosen Tapetenmuster vor allem des 19. Jahrhunderts ansehen.

1804 brachte Zuber seine Landschaftsdarstellungen auf den Markt, die den Käufer in ein Traumland versetzen sollten, in ein idealisiertes Amerika oder nach Griechenland.

Mit dem Verkauf der Tapeten Les combats des Grecs unterstützte Zuber den Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken.

An den Wänden des prosperierenden Bürgertums spiegelte sich jedoch vor allem die Kolonialzeit wider: Exotische Darstellungen machen deutlich, welche Vorstellungen der Großbürger sich damals von den unterworfenen Völkern gemacht hat.

Ab 1870 sank der Preis des Papiers, aber der Kundenkreis erweiterte sich, die Motive wurden ärmer, man neigte eher zur Imitation: Leder, Stoffe, Stiche. Eine Wandlung trat mit William Morris und dem Jugendstil ein: Die Tapete täuschte nun nicht mehr Materialien vor, sondern diente als Grundlage für Farben- und Formenspiele.

Mit Le Corbusier begann die "Krise der Tapete".

Er vertrat die Ansicht, dass die Tapete überholt sei und durch einen kalkfarbenen Ölanstrich ersetzt werden sollte.

Bevor Sie das Museum verlassen, halten Sie ruhig mit der Dame an der Kasse ein kleines Schwätzchen. Sie scheint sich persönlich mit dem Hause Zuber verbunden zu fühlen und kann "aus dem Nähkästchen plaudern" über die Kunden, für die die "Krise der Tapete" offensichtlich nicht existiert - unter ihnen auch die englische Königin.