Frairie des petits Ventres in Limoges
Unter den Festen in Limoges stellt das „Frairie des petits Ventres“ stellt ein ganz besonderes Highlight dar.
Es gibt kaum eine eindrucksvollere Kulisse für die Ostentions als das "Bas Limoges", wie die Einheimischen den alten Stadtkern von Limoges mit seinen kopfsteingepflasterten Gassen und windschiefen Fachwerkhäusern nennen.
"Dort hat sich anscheinend seit dem Mittelalter nichts verändert", mutmasste der Schriftsteller Honoré de Balzac, der das Zentrum der Arbeiterstadt in seinem Roman "Der Landpfarrer" 1839 porträtierte.
In den bis zu drei Stockwerken tief ausgekellerten Krämerläden, die Küche, Brühhaus, Arbeitsraum, Speisekammer und Schlafzimmer auf engem Platz vereinten, boten bis in die fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts Metzger, Innereienhändler und Wurstmacher ihre Ware feil.
Das "Bas Limoges" bildet eine wohtuenden Kulisse zum feiern.
Hier erstreckt sich das Reich der Bruderschaft " Frairie des petits ventres ".
Sie knüpft an jene Zeiten an, als ein Schmerbauch noch als Zeichen für Wohlstand galt.
Seither schlägt den Metzgern stets am letzten Freitag im Oktober die grosse Stunde: Einen Tag lang verpflegen die zünftig gekleideten Angehörigen der Bruderschaft bis zu 40.000 Besucher mit Bergen von Blutwürsten, in Pansen gegartem Lammgekröse sowie Kalbsbries und mit Knoblauch gewürzten "Gésiers", wie Entenklein auf Französisch heisst.
Nicht fehlen dürfen bei dieser deftigen Mahlzeit, die schnell in ein öffentliches Gelage umschlägt, Köstlichkeiten wie Schafszungen und Schweinsfüsse, die in Kesseln schmoren. Dazu fliessen Bier und einheimischer Cidre.
Monaten vorher laufen in der Altstadt die Vorbereitungen zu den Ostentions auf Hochtouren.
Alleine in Limoges gibt es mittlerweile sieben Bruderschaften, die sich an den Prozessionen beteiligen.
Wie in Saint Junien intonieren die Teilnehmer während des Bittgangs gregorianische Gesänge. Und danach geben sie sich nach Art der verschworenen Fress- und Saufgemeinschaft des Mittelalters ungehemmt irdischen Genüssen hin.
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