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Vezelay

 

 

 

 

Ein anonymes provencalisch-altfranzösisches Heldenepos aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts berichtet vom Leben des Ritters Girart de Roussillon, einem Grafen von Burgund, der, am Ende seines Lebens fromm geworden, die Gebeine der heiligen Maria Magdalena auffindet und dem Kloster in Vezelay übergibt.

Historisches Vorbild war wohl Gerardus, Grafvon Lyon und Vienne, der um 860 das burgundische Kloster gründete; Papst Johannes VIII. nahm 878 die Weihe der Benediktinerabtei vor.

In den Normannenstürmen ging sie zugrunde; die Mönche flüchteten auf eine nahe gelegene Anhöhe und bauten dort neu, Sainte-Madeleine.

Die Reliquien der Heiligen bildeten im Mittelalter Ziel einer großen Wallfahrt, die reiche Spenden und Schenkungen eintrug, denn Vezelay war Ausgangspunkt einer der vier großen Pilgerstraßen nach Santiago de Compostela.

1096, unter Abt Arnaud, entstand eine großzügige neue Basilika, deren Chor und Querhaus 1104 geweiht wurden.

Im Jahr 1120 geschah ein schreckliches Unglück: Beim Brand der Kirche am 22. Juli stürzten die Mauern ein und begruben 1000 Pilger, die in frommer Andacht beteten.

Rasch, noch im selben Jahr, begann der Wiederaufbau mit romanischem Schiff (bis 1140) und späterem frühgotischem Chor (bis 1215), in dem die sterblichen Reste der inbrünstig verehrten heiligen Büßerin ruhten.

Sainte-Madeleine, für die Zeit der Romanik von einmalig gewaltiger Dimension, 18 Meter hoch, 62 Meter lang, musste im 13. Jahrhundert mit Strebepfeilern von außen abgestützt werden, um das mächtige Tonnengewölbe zu sichern.

Im Jahr 1146 rief Bernhard von Clairvaux von Vezelay aus in hinreißendem Appell vor Volk und Adel, in Gegenwart König Ludwigs VII., zum zweiten Kreuzzug ins Heilige Land auf.

Hier nahmen 1187 auch Philipp von Frankreich und Richard Löwenherz, König von England, das Kreuz zum Grabe Christi.

Es war fatal für Sainte-Madeleine, dass um 1300 in St. Maximin in der Provence weitere Reliquien der Heiligen gefunden wurden, das bedeutete Niedergang der Wallfahrt.

1569 fielen die Hugenotten plündernd ein, die Französische Revolution verschonte Kirche und Kloster nicht; 1811 fuhr ein Blitz in das bereits verwüstete Bauwerk, das danach völlig verfiel.

Der « Carmen »-Dichter Prosper Merime rief in seiner Eigenschaft als Inspecteur des Monuments Historiques als erster zur Rettung auf; zwischen 1840 und 1859 fand unter Viollet-le-Ducs Leitung der Neuaufbau statt.

Das Raumwunder von Vezelay mit den weißen und falben Steinen und seinem «mytischen» Licht riss den frommen Dichter Paul Claudel zur beinahe erotisch beschwingten Lobpreisung des Leibes, des Blondhaars und der rosigen Wangen der Kirchenpatronin hin.

Bedeutender fast als die Architektur sind die Kapitelle mit figürlichen Darstellungen aus Bibel, Heiligenleben, Höllensturz, daneben Szenen aus der Antike, so die Erziehung des Achilioder Ganymeds Entführung.

Das Tympanonrelief des Hauptportals zwischen großer Vorhalle und Mittelschiff ist ein Meisterwerk burgundischer Plastik; es zeigt in dynamisch gespannter Pose und lebendigem Ausdruck die Ausgießung des Heiligen Geists durch Christus auf die Apostel; an den Seitenportalen Szenen aus dem Leben Jesu.