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Morimond

 

 

 

 

«Stirb der Welt» - allem Irdischen Adieu sagte im 12. Jahrhundert der junge Mann, der in die Zisterzienserabtei Morimond eintrat.

Sie wurde im Jahr 1115 von Abt Stephan Harding, dem dritten Abt von Citeaux, gegründet und war eine der vier Töchterklöster Citeaux im Umfeld von 100 Kilometer Entfernung, neben La Ferte im Süden, Pontigny im Westen und Clairvaux im Norden.

Morimond selbst, östlich gelegen, wurde wiederum zum Mutterkloster vieler Niederlassungen des Ordens in ganz Europa. Die neue Gemeinschaft fand regen Zulauf junger Leute; eine Elite von Jünglingen lebte in der Abgeschiedenheit und Stille, die ihre Ordensregel vorschrieb.

Sie siedelten im unwirtlichen Gelände, kultivierten Wald und Seen, um zu bauen, Gärten anzulegen. Reiche Grundbesitzer, die mit solchen öden Ländereien wenig anfangen konnten, schenkten sie deshalb gern den fleißigen Mönchen, so in Morimond der Herr von Aigremont, Odolric, und seine Gemahlin, Adeline von Choiseuil.

Einer der berühmtesten Männer aus Morimond war Otto, Sohn des Markgrafen von Österreich Leopold IV. und seiner Gattin Agnes, Tochter Kaiser Heinrichs IV.

Er, ein Geistlicher, studierte in Paris, trat dann in das Zisterzienserkloster ein, wurde dessen Abt, und schied betrübt aus, als er, 1137 zum Bischof von Freising gewählt, ein Jahr später in seinem Bistum erwartet wurde.

Otto machte sich als bedeutendster Geschichtsschreiber des deutschen Mittelalters einen Namen. Über seine Zisterzienserbrüder, die «wahren Bürger des Gottesstaates », schrieb er: «Sie leben im Diesseits im Verborgenen, tragen kein Verlangen danach, dass ihr Ruhm erstrahle, führen schon auf Erden ein Leben in himmlischer, engelhafter Reinheit »: denn «Sie leben in Gemeinschaft, legen sich gleichzeitig schlafen, stehen einmütig auf zum Gebet, nehmen gemeinsam in einem Raum die Mahlzeiten ein, und Tag und Nacht beschäftigen sie sich mit Beten, Lesen, Arbeiten.

» Nicht genug damit: « Sie heilen Kranke, treiben Dämonen aus, und bisweilen bekommen sie, soweit das im Diesseits möglich ist, durch Kontemplation einen Vorgeschmack von den Wonnen des himmlischen Vaterlands und bringen deshalb, obwohl durch Arbeit ermattet, durch Nachtwachen erschöpft, durch Fasten abgezehrt, wie die Grillen, die mehr zirpen, wenn sie hungrig sind, fast die ganze Nacht mit Gesang der Psalmen, Hymnen und geistlichen Lieder wachend zu. »

Die dreischiffige kreuzförmige Anlage mit gerade geschlossenem Chor, bei dem alle Seiten mit Kapellen besetzt und durch einen Umgang miteinander verbunden sind, nach Bauvorschrift der Zisterzienser schlicht und streng, ohne Türme und jeden künstlerischen Schmuck, besaß nur einen Dachreiter; in ihm waren die Glocken installiert, die, dem Gottesdienst notwendig, zum Gebet riefen. Außen- und Innenmauern standen kahl, mit schlichten Flächen und Pfeilern.

Während der Religionskriege, im Jahr 1572, und noch einmal 1636, im Dreißigjährigen Krieg, wurde Morimond zerstört.

Nur die Kirche war erhalten geblieben, im 19. Jahrhundert verfiel sie zur Ruine; ein Fragment des nördlichen Seitenschiffs der mittelalterlichen Abtei steht, auch das Eingangsportal der Abtei des 18. Jahrhunderts findet sich noch sowie Pavillons, Arkaden und die Bibliothek.

Betrübt klagten im Tagebuch 1857 die Dichterbrüder Goncourt, als sie die spärlichen Reste gesehen hatten. «Morimond! Was von der herrlichen Abtei geblieben ist, würde noch für den schönsten, melancholischen Besitz Frankreichs reichen, siebzig Morgen Wasser, in dem sich hundertjährige Bäume spiegeln, zu ihren Füßen Bausteine, um ein kleines Versailles zu errichten.»